Der Halbwellendipol
"Eine gute Antenne ist der beste Hochfrequenzverstärker"
Beispiel aus der Praxis
Nach dem letzten "Radio St. Helena Day" saß ich in Berlin mit einigen Funkfreunden am Tisch und berichtete über den ausgesprochen guten Empfang und das interessante Programm. Ich sah plötzlich in leere Gesichter. Meine Nachfrage bestätigte meine Befürchtung: Niemand außer mir konnte Radio St. Helena in ausreichend guter Qualität empfangen. Dabei nutze ich nicht mal einen teuren Empfänger: Mein in die Tage gekommener Grundig Satellit 500 mußte herhalten.Mein Trick lag in der Antenne: Eine Langdrahtantenne wollte ich keinesfalls auf die Empfangsfrequenz 11092,5 kHz von St. Helena hinbiegen - das wäre zu verlustbehaftet - und schließlich ist das 1 kW starke Signal auch nicht gerade das stärkste unter den Rundfunksendern. Es mußte also eine Antenne her, welche leicht aufzubauen ist, eine Resonanzfrequenz von rund 11100 kHz aufweist, sowie einen Fußpunktwiderstand von 50 Ω, damit ich das Antennenkabel direkt anschließen konnte. Meine Wahl fiel unweigerlich auf den Halbwellendipol. Eine Spule Draht, ein Taschenrechner und ein Antennenkabel - in weniger als einer viertel Stunde war für diesen außergewöhnlichen Empfang bestens gerüstet.
Berechnung eines Halbwellendipols
Greifen wir das Beispiel "Radio St. Helena" auf, damit Sie am nächsten St.-Helena-Day gerüstet sind. Die Resonanzfrequenz des Halbwellendipols berechnet sich nach folgender Formel:
Zunächst berechnen wir die Wellenlänge:(300.000 : Frequenz [kHz]) = Wellenlänge λ [m]
Wie Sie obiger Zeichnung ersehen, beträgt die Spannweite des Halbwellendipols die halbe Wellenlänge λ. Hinzu kommt ein sogenannter Verkürzungsfaktor, auf dessen Herleitung ich hier verzichten möchte. Damit haben wir die Spannweite des Dipols:
(Wellenlänge λ [m] x Verkürzungsfaktor [0,95]) : 2 = gestreckte Länge des Halbwellendipols
Jeder Schenkel ist jedoch λ/4 lang, also:
gestreckte Länge des Halbwellendipols : 2 = Schenkellänge
Tragen wir nun die realen Zahlen ein:
(300.000 : 11092,5 kHz x 0,95) : 2 = 12,84 m Spannweite
12,84 m : 2 = 6,42 m Schenkellänge
Die Höhe (h) über Grund sollte mindestens λ/4 betragen, also Schenkellänge. In unserem Beispiel folgerichtig mindestens 6,5 m. Je Höher der Halbwellendipol über Grund aufgehangen wird, desto flacher wird sein Strahungswinkel und desto runder und nebenzipfelfreier seine Richtcharakteristik. Denn im Grunde genommen handelt es sich beim einem Dipol unter optimalen Bedingungen nicht um eine Richtantenne. Nur bei niedrigen Aufbauhöhen (unter λ/1) zeigt er zwei ausgeprägte Keulen auf.