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Funkwetter & Ausbreitungsvorhersage

Aktuelle Funkwetterdaten

SN 140 SFI 162 Ak 34 K 3

Das aktuelle Funkwetter

mit Tom Kamp (DF5JL)
erstellt am 02.12.2023

Weiterhin stürmische Intervalle

Ein geomagnetischer Sturm mit Aurora-Erscheinungen störte am vergangenen Wochenende die Funkausbreitung, mitten im für Telegrafie-Contester wichtigen CQ Worldwide DX-Wettbewerb. Dabei gab es auf den unteren Kurzwellenbändern anomal laute DX-Signale. Alle oberen Kurzwellenbänder waren weltweit offen. Das 10-m-Band öffnete auf den über die Polregionen führenden Funkwege, nachdem am Sonntagmorgen der geomagnetische k-Index wieder unter vier lag. Mittags erreichte die MUF3000 bis zu 40 MHz. Die Ionosphäre hatte sich auffallend zügig wieder beruhigt. Da hatten die Contest-Teilnehmer Glück gehabt, denn solche heftigeren Einschläge wie der vom vergangenen Wochenende hallen sonst gerne noch ein bis drei Tage nach. Es ist aber auch ein Zeichen dafür, dass das Magnetfeld durch die nahende Sonnenwende weniger empfindlich auf die Veränderungen im Sonnenwind reagiert. Insbesondere Europa erlebte trotzdem erneut Aurora, die weit nach Süden reichte.

In den nachfolgenden Tagen sank der solare Flux von 187 auf 162 Einheiten, die sichtbaren aktiven Sonnenfleckenregionen hatten sich langsam abgebaut. 10 und 15 m lieferten laute DX-Signale, auf 28 MHz waren viele Baken und FM-Relais gut hörbar.

Bereits zur Mitte der Woche zeichnete sich bereits ab, dass die Erde erneut unter den Einfluss koronaler Masseauswürfe geraten würde. Ursache dafür war ein M-Flare der Stärke 9,8 am Dienstagabend. NOAA-Modelle bestätigten, dass am 1. Dezember ein Kannibalen-CME auf unseren Planeten treffen würde. Kannibalen-CMEs entstehen, wenn ein schneller CME einen langsameren CME vor sich herschiebt. Die Kombination enthält intensive, verworrene Magnetfelder, die bei ihrem Auftreffen auf die Erde für Polarlichter sorgen können. Wenn ein Kannibalen-CME wie vorhergesagt am 1. Dezember auf die Erde träfe, könnte ein schwerer geomagnetischer Sturm der Kategorie G3 entstehen, so die Weltraumwetterbeobachter der US-Wetterbehörde NOAA.

Gesagt, getan. Einen deutlichen Impact registrierte die Aurorabake DK0WCY bereits in der ersten Stunde des 1. Dezember. Den zweiten Wumms registrierte die Raumsonde DSCOVR dann kurz vor neun UTC, kurz vor Mittag hatte das Erdmagnetfeld einen k-Wert von 7 erreicht. Ein starker Magnetsturm der Klasse G3 war zugange, die MUF3000 brach erkennbar ein. Die Ionosonde im belgischen Dourbes registrierte um 1030 UTC 39 MHz, zwei Stunden später nur noch 28 MHz. Aber auch hier erholte sich die Ionosphäre wieder schnell, um 1500 UTC lag der Wert schon wieder oberhalb der 40-MHz-Marke.

An diesem Wochenende nehmen geomagnetische Aktivität und Sonnenwinde zunächst langsam ab, doch ist mit weiteren stürmischen Intervallen zu rechnen. Ursache ist ein großes koronales Loch, das sich gerade in der südlichen Heliosphäre in eine erdgerichtete Position schiebt. Ein solches koronales Loch ist eine Öffnung in der Sonnenatmosphäre, die mit offenen Magnetfeldlinien verbunden ist. Aus diesen Zonen strömen Sonnenwinde mit hoher Geschwindigkeit in den Weltraum und zerren am Erdmagnetfeld, wenn sie hier eintreffen. Dieses koronale Loch CH 76 wird von daher unser Funkwetter noch bis zum 4. Dezember beeinflussen. Weitere geomagnetische Sturmintervalle sind vorhergesagt.

Das macht eine präzise Vorhersage des Funkwetters für die kommenden Tage nicht einfach. Um dennoch eine Orientierung zu geben, lässt sich folgendes festhalten: Die für 3000 km Sprungentfernung geltende MUF3000 rutscht nachts teils bis unter 5 MHz. Sie liegt bei Sonnenaufgang oft schon oberhalb 20 MHz, zwei Stunden später bei rund 30 MHz, mittags oberhalb 35 MHz, zum Sonnenuntergang immer noch oberhalb 24 MHz und zwei Stunden danach noch bei rund 18 MHz. Über die Woche dürften die Werte abnehmen, da der solare Flux von rund 160 Einheiten auf rund 140 Einheiten absinken wird.

Aufgrund der winterlichen Ausbreitungsbedingungen lohnt es sich dennoch auf jeden Fall, bereits nachmittags 7 MHz zu beobachten, hier kommt es erfahrungsgemäß immer wieder zu überraschenden Öffnungen. DXer sollten aber auch nachts 80 m und in der Dämmerungsphase 160 m im Auge behalten.

Und wenn dann noch der Duft gerade frisch gebackender Plätzchen den Shack erfüllt, wird man feststellen, dass die dunkle Jahreszeit eben auch zahlreiche Vorteile bietet.

Allen eine kurzwe(i)llige Woche und stets einen störungsfreien Empfang, 73 Tom DF5JL, bis zum nächsten Samstag - mit aktuellen Infos von DK0WCY, SWPC/NOAA, NASA, USAF 557th Weather Wing, STCE/KMI Belgien, IAP Juliusruh, SANSA South African National Space Agency, DL1VDL/DL8MDW/DARC-HF-Referat, FWBSt EU/DF5JL (Grafiken: GFZ Deutsches GeoForschungsZentrum, propquest.co.uk)


Aktueller Status Ausbreitungsbedingungen Kurzwelle nach Band


Aktueller Status Bandöffnungen 50 MHz und VHF

Spodardic-E 50 MHz:


Spodardic-E 144 MHz:


© http://www.gooddx.net

Weiterführende, anschauliche Erklärungen zu den hier verwandten Begriffen und deren Möglichkeiten der Interpretation finden Sie im Kapitel Funkwetter einfach erklärt.

Aktuelle Messwerte DKØWCY

Herausgegeben von der Aurorabake DKØWCY. Die Bake strahlt die aktuellen Messwerte auch auf Kurzwelle aus. Sendezeiten und Frequenzen finden Sie unter www.dk0wcy.de.

© DKØWCY, mit freundlicher Genehmigung